Am 11. August 2015 finden auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon die Schweizermeisterschaften der Steher und dem Team Sprint statt. Zur grossen Überraschung verkündete Claudio Imhof auf seiner Internetseite in der letzten Woche, dass er bei den Steher Schweizermeisterschaft an den Start gehen wird. Es wird sehr spannend werden wie die Altmeister Giuseppe Atzeni, Peter Jörg und der aufstrebende Michael Alborn, Claudio Imhof auf der Bahn empfangen werden.
Bikefreaks.ch konnte vor den Team Sprint und Steher Schweizermeisterschaften ein Interview mit Claudio Imhof führen.
Im folgenden Interview erfahrt ihr mehr über Claudio Imhof und wie er seine Chancen bei der Schweizermeisterschaft der Steher einschätzt.

Hallo Claudio, kannst du dich kurz Vorstellen?
Mein Name ist Claudio Imhof, ich bin 24 Jahre alt und starte für den VC Hirslanden Zürich.
Meine grösste Passion ist der Radrennsport, für den ich lebe und indem ich noch vieles erreichen möchte.

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Wann hast du mit dem Radsport begonnen und wieso?
Mit dem Radsport habe ich im Alter von 14 Jahren begonnen und kann mittlerweile auf 10 unbezahlbare Jahre als aktiver Rennfahrer, in denen ich so einiges erleben und lernen durfte, zurückschauen.
Begonnen hat alles vor dem Fernseher. Inspiriert durch die Live-Übertragungen der Tour de Suisse – damals noch mit Protagonisten wie Alex Zülle oder Jan Ullrich am Start – wollte ich mich natürlich auch einmal als Rennfahrer versuchen.
Somit drehte ich mit einem uralten Stahlvelo mit klassischer Rahmenschaltung meine ersten Runden und fand schnell grossen Gefallen an der ganzen Sache.
Die ersten Eindrücke vom Rennsport durfte ich als Begleiter von Bernhard Oberholzer, welcher sicherlich noch allen Kennern mit seiner attraktiven und offensiven Fahrweise in bester Erinnerung ist, machen.
Auch als Trainingspartner war er mein Mann der ersten Stunde.

Wie verlief dein erstes Radrennen und welchen Platz hast du belegt? Wie alt warst du?
Mein erstes Radrennen bestritt ich im Alter von 14 Jahren bei uns in der Ostschweiz an einem sogenannten „Clubrennen“ mit nicht all zu grosser Konkurrenz und konnte dieses nach einer langen Dreier-Flucht auch gleich gewinnen.
Mein erstes Rennen auf nationaler Ebene schloss ich auf dem damals für mich sehr zufriedenstellenden 11. Rang ab. Nichts spektakuläres, aber ich war da an vom Rennvirus infiziert.

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Wie bist du zum Bahnradsport gekommen?
Nachdem ich im Herbst 2004 das erste Mal als Zuschauer auf der Offenen Rennbahn in Zürich-Oerlikon war, konnte ich es kaum erwarten, auch einmal auf diesem schönen Betonoval meine ersten Runden zu drehen.
Im Frühling 2015 kam ich dann im Rahmen von Alois Itens klassischen Bahnkurse das erste Mal in den Genuss, mit einem Starrlaufvelo auf der Bahn zu fahren.

Welches ist deine bevorzugte und welche deine Stärkste Disziplin?
Wenn es mir gut läuft, kann ich in fast jeder Disziplin sehr erfolgreich Rennen bestreiten. Ich finde es auch toll, dass ich mit meinem Fahrstil und mit meiner Physis fast alle Disziplinen abdecken kann.
Für mich gibt es jedoch nach wie vor nichts schöneres, als eine schöne Americaine – natürlich mit einem Partner in Topform, mit dem man sich blind versteht – zu bestreiten.

Wo und wie oft trainierst du als Bahnfahrer auf der Bahn?
Eigentlich trainiere ich nicht all zu viel auf der Bahn. Da ich vor allem im Sommer ein sehr straffes Rennprogramm absolviere, bleibt meist zwischen den Wettkämpfen nicht all zu viel Zeit, um noch intensiv zu trainieren, denn sonst käme schlicht und einfach die für einen Rennfahrer unverzichtbare Erholung zu kurz.
Wenn es jedoch vor einem wichtigen Bahnwettkampf gut ins Programm passt, lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, auch einmal auf der Bahn ein paar qualitative Einheiten abzuspulen.

Wie sieht dein Training aus, wenn du nicht auf der Bahn trainieren kannst?
Wenn das Wetter mitspielt und sich die Beine frisch und gut anfühlen, gibt es nichts schöneres, als durch das Appenzellerland zu spulen und dabei viele Höhenmeter zu sammeln.
Auch eine lockere Erholungsfahrt am Bodensee und durch die Obstplantagen in „Mostindien“ können Balsam für die Seele sein.

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Wie sieht ein Tag von Claudio Imhof aus?
Da ich mich durch meinen erlernten Beruf als Milchtechnologe (früher Käser) ans früh aufstehen gewohnt bin, beginnt ein Tag bei mir meist schon sehr früh. Als Morgenmensch absolviere ich dann meist das Training schon zu Beginn des Tages. So bleibt am Nachmittag dann auch einmal noch Zeit für andere Aktivitäten und Organisatorisches.
An trainingsfreien Tagen geniesse ich auch ab und zu einen gemeinsamen Ausflug mit meiner Freundin in die Berge, da ich ein sehr naturverbundener Mensch bin und so auch gut einmal abschalten kann.

Was isst du vor einem Rennen?
Ich bin nicht ein Freund von Diäten oder speziellen Essgewohnheiten. Im grossen und ganzen ernähre ich mich sehr gesund und mit frischen Sachen aus unserem grossen Garten. Meistens esse ich das, wonach mein Körper das Verlangen hat. Das kann auch einmal etwas Schoggi oder ähnliches sein. Bis jetzt bin ich so eigentlich immer gut gefahren.

Zur grossen Überraschung gehst du bei den Stehern an den Start 
Warst du schon mal als Steher unterwegs?
Bis zum heutigen Zeitpunkt war ich mit Ausnahme von ein paar wenigen Trainingseinheiten noch nie als Steher unterwegs.
Ich kenne die Steherrennen bis jetzt wirklich nur vom zusehen.
Da ich sehr gerne und bis anhin auch immer erfolgreich Dernyrennen bestritten habe, kam mir irgendwann der Gedanke, es auch einmal hinter den grossen Motoren zu versuchen.
Ich finde die Dynamik und das enorme Tempo, welche die Steher mit ihren Schrittmachern an den Tag legen, sehr faszinierend.

Hast du deinen Schrittmacher selber ausgesucht? Wer ist dein Schrittmacher?
Nach meinen ersten Gedanken, es selbst einmal auszuprobieren, suchte ich an einem Dienstagabendrennen spontan unverbindlich den Kontakt zum erfahrenen Schrittmacher Robert Buchmann.
Über Wochen hinweg war das Experiment „Steher“ bei allen unseren Wiedersehen immer wieder ein Thema. Konkret wurde es jedoch erst vor zwei Wochen, als wir einen für uns beide passenden Termin für unseres erstes Stehertraining auf der Offenen Rennbahn, fanden.

Wo und wie oft hast du als Steher vor der Schweizermeisterschaft trainiert?
Insgesamt konnte ich drei Steher-Einheiten auf der Offenen Rennbahn absolvieren. Da ich ein blutiger Anfänger dieser vor allem für Zürich sehr traditionellen Radsportdisziplin bin, ist die Anspannung vor meinem ersten Steherrennen sicherlich grösser als vor einem üblichen Dienstagabendrennen. Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt, wie ich im Felde der erfahrenen Steher abschneiden werde und hoffe nicht, das ich all zu arg untergehen werde, da ich noch über null Erfahrung in dieser Disziplin verfüge. Mit Robert Buchmann habe ich jedoch sicher einen erfahrenen Schrittmacher, der mir mit seinen Tipps die Sache ein wenig erleichtern kann.

Wie war dein erster Trainings Lauf hinter dem grossen Motorrad?
Mein erstes Training hinter den grossen Motoren war sehr speziell. Ich konnte sehr schnell ziemlich nahe an der Rolle fahren, jedoch hatte ich zu Beginn noch etwas Mühe, locker zu bleiben. Auf jeden Fall haben mir die schnellen Tempi von Beginn weg Spass gemacht, auch wenn es sehr hart ist.

Was ist der grösste Unterschied zum Fahren zwischen Steher und Derny?
Für mich sind Derny und Steher zwei komplett verschiedene Paar Schuhe. Im Derny besitze ich mittlerweile über einiges an Erfahrung. Hinter dem Derny mag es sicherlich den einen oder anderen Fehler mehr leiden, ist dort doch die Geschwindigkeit doch nicht ganz so hoch wie beim Stehern.
Auf jeden Fall hat man hinter den grossen Motoren viel mehr Windschatten, bei besten Bedingungen sogar eine Art Sog, was im Dernysport nie und nimmer der Fall ist.

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Was war die Höchstgeschwindigkeit die du im Training gefahren bist?
Ich denke es ging schon das eine oder andere Mal über die 90km/h-Grenze hinaus.

Was war der Grund an der Teilnahme an der Schweizermeisterschaft? Wirst du auch in Zukunft bei den Steher an den Start gehen?
Der Grund an der Teilnahme war ganz einfach mein Interesse an dieser Sportart. Das ich mein Steher-Debut jetzt ausgerechnet an den Schweizermeisterschaften geben werde, ist eher Zufall.
Es hat rein von meinem Rennkalender zur Zeit einfach gut hineingepasst, um es einmal zu versuchen.
Sofern ich Spass an den Wettkämpfen finden werde, würde ich sicher auch in Zukunft das eine oder andere Steherrennen bestreiten.

Rechnest du dir Sieg Chancen aus? Welcher Platz ist das Ziel?
Da ich noch nie in meinem Leben ein Steherrennen bestritten habe, habe ich keine Ahnung, wo ich stehe. Ich werde vor allem versuchen, so locker wie möglich ins Geschehen zu gehen und mir nicht all zu viel Druck zu machen.
Ein konkretes Ziel habe ich nicht. Ich wäre zufrieden, sofern alles ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen würde und ich am Ende Spass daran hatte.
Wie sieht deine Rennvorbereitung vor dem ersten Steherrennen aus? Was machst du 2 Stunden vor dem Rennen?
Ich werde auf alle Fälle keine neuen Experimente machen und mich versuchen wie üblich auf einen Wettkampf vorzubereiten.

Wirst du an diesem Rennabend auch die anderen Disziplinen fahren oder nur das Steher rennen?
Ausser der Teamsprint-SM werde ich keine weiteren Disziplinen bestreiten, da ich sicherlich noch froh sein werde, wenn ich für die Steher-SM noch einigermassen frisch bin.

Wann hast du dich entschieden, bei den Stehern an den Start zu gehen? Und was meint deine Konkurrenz dazu?
Ich habe mir kurz vor Meldeschluss spontan für eine Teilnahme entschieden, da ich mich eine neue Herausforderung bereit fühlte.
Was meine Konkurrenz dazu meint, weiss ich nicht. Ich hoffe nur, dass früher oder später vielleicht noch weitere junge Athleten diesen Schritt wagen werden, um die alte Stehertradition in Zürich-Oerlikon noch lange am Leben zu erhalten.

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Hast du Rituale, die du vor jedem Rennen machst?
Bewusste Rituale habe ich keine. Sofern ich mich gut fühle und mein Material passt, bin ich immer bereit für einen Wettkampf.

Letzte Frage:
Gibt es einen Spruch oder ein Motte an das du dich bei einem Rennen hältst?
Über ein konkretes Motto verfüge ich nicht. Meine Devise ist – vor allem in Zürich – dem Publikum wenn immer möglich ein offensives und attraktives Rennen zu zeigen. Das motiviert mich und stellt mich bei gelungenem Unterfangen jeweils auch zufrieden.

Besten Dank für das Interview! Wir freuen uns, auf Dein erstes Steherrennen mit zu verfolgen und wünschen Dir viel Erfolg für den Dienstagabend und die nächsten Rennen!

Als weiter zu Claudio Imhof  auf seiner Internetseite:  www.claudioimhof.net