Wir durften den sympathischen Deutschen Mountainbike Profi Lukas Knopf an den Bike Days zum Interview treffen.

Lukas, wie bist du zum Sport gekommen?
Ich fahre jetzt seit 8 Jahren Mountainbike Dirtjump und Freeride. Angefangen hab ich mit meinen Kumpels und einem ganz normalen Bike. Wir sind dann einfach mal Bordsteine runtergesprungen, bis der erste begonnen hat nur auf dem Hinterrad zu fahren und einen Wheelie zu machen. Wir anderen haben das natürlich sofort nachgemacht. Irgendwann sind wir dann in einen Skatepark gegangen um dort die ersten Tricks zu lernen.

Dadurch, dass alle aus der Gruppe so mitgezogen sind, haben wir auch schnell Videos im Internet entdeckt, die ersten Mountainbike Filme angeschaut und so weiter. Wir haben uns dann die ersten besseren Bikes gekauft, da die normalen den Anforderungen nicht mehr genügt haben und auch kaputtgegangen sind. Mit den neuen konnten wir die Basics lernen.

Haben dich deine Eltern bei deiner Karriere unterstützt?
Auf jeden Fall. Mein Opa und meine Eltern haben mir neue Räder gekauft, die waren aber schnell wieder hinüber. Sind mal einzelne Teile kaputtgegangen war immer Support da. Ich musste das Geld zwar später wieder zurückgeben, so konnte ich mein Rad aber wenigsten reparieren. Wir haben eigentlich immer eine Lösung gefunden, wenn ich etwas gebraucht habe.

Also haben sie dich auch in deinem Wunsch Profi zu werden unterstützt?
Ja genau. Das ist natürlich etwas, dass sich langsam entwickelt. Man merkt erst, dass man vielleicht besser fährt als seine Freunde, lädt dann die ersten Videos hoch und so weiter. Plötzlich merkt man, daraus könnte sich was entwickeln. Das haben meine Eltern immer unterstützt, sei es finanziell oder mit Freistellungen für die Schule oder so was.

Was wolltest du denn später mal werden, als du noch klein warst?
Früher hab ich Fussball gespielt. Also wollte ich, wie praktisch jeder kleine Junge, Fussball Profi werden. Insgesamt hab ich 7 Jahre Fussball gespielt und damals immer gesagt „Ich will mal werden wie Michael Ballack“. Irgendwann hat mir das Ganze aber keinen Spass mehr gemacht. Es gab halt immer jemanden der dir gesagt hat, wann du wo sein musst und was du zu welcher Zeit machen musst. Das war überhaupt nicht mein Ding. Das ist auch das Schöne am Radfahren, man ist extrem flexibel. Sei es nun mit der Uhrzeit, der Location oder den Tricks. Man ist sein eigener Chef und kann machen worauf man gerade Bock hat.

Was gefällt dir den am Mountainbike am meisten?
Die Freiheit die man dabei hat. Man kann durch den Wald oder die Stadt fahren, krasse Tricks machen oder nur eine gemütliche Runde drehen, Downhill oder Trails fahren oder eben Dirtjumps. Man kann damit enorm viel abdecken und ich finde es schön, dass es so viele Facetten in dem Sport gibt.

Was fährst du lieber, Contests oder Shows?
Ich fahr regelmässig Shows und Contests, kann aber keine Präferenz abgeben. Kommt immer auf den Tag und die Show oder den Contest an.

Contests wie die Bike Days mag ich sehr, weil hier alles ein bisschen entspannter läuft. Sofern das Wetter mitspielt, können wir eigentlich immer trainieren. Ich war auch schon bei Contests, da gab es fixe Trainigszeiten. Für mich ist das Bullshit. Das nimmt sozusagen das Free aus Freeride und das Freiheitsgefühl aus dem Mountainbike. Bei den Shows ist ein solcher Zeitplan aber auch vorhanden. Grossen Spass machen aber bei beidem die Fans. Ihnen eine gute Show zu liefern, alles zu geben und im Gegenzug von ihnen bejubelt zu werden ist ein tolles Gefühl.

Dann hast du auch keinen Lieblingsevent?
Einen richtigen Lieblingsevent nicht. Das Swatch Rocket Air in Thun und die Bike Days hier in Solothurn sind immer cool, wobei man natürlich sagen muss, dass das Rocket Air grösser ist in der Eishalle. Es gibt mehr Zuschauer und ist wetterunabhängig.

Mein grosses Karriereziel ist, eines Tages beim Red Bull Joyride mitfahren zu dürfen. Das würde ich als meinen Lieblingsevent nehmen, obwohl ich selbst noch nicht mitgefahren bin. Ist aber definitiv ein Traum von mir.

Wie beeinflusst euch das Wetter an den Contests? Ist das für euch eine Belastung, wenn ihr wie jetzt hier an den Bike Days rumsitzen und warten müsst, weil es regnet?
Ja irgendwo durch schon. Weil es eben nervt darauf zu warten, ob wir nochmals fahren können oder nicht und nicht zu wissen, zählen jetzt die Punkte aus den Qualifikations-Runs oder haben wir nochmals einen Versuch.

Aber so haben wir auch Zeit für anderes, wie jetzt das Interview mit euch, auf dem Gelände rumlaufen und uns die Stände ansehen, was essen oder Social Media updaten. Man weiss sich zu beschäftigen. Es sind ja auch immer coole Leute an den Events die inzwischen zu deinen Kumpels geworden sind, daher machen wir einfach das Beste draus.

Aus dem Konzept bringt euch die Warterei aber nicht?
Nein. Falls wir später wieder fahren können, dürfen wir ja auch erst wieder trainieren. Damit kommt man wieder gut rein.

Worauf bist du in deiner Karriere am meisten stolz?
2014 bin ich meine erste Show in der O2 World in Hamburg gefahren. Das war damals die Night of the Jumps vor 10’000 Leuten oder sogar mehr. Das war schon ein riesen Ding. Stolz bin ich aber auch auf meinen ersten Profi Vertrag mit ROSE Bikes. In dem Moment nimmt man das vielleicht nicht so war, aber jetzt rückblickend gesehen bin ich extrem stolz. Ich hab halt hart dafür gearbeitet und wurde damit für meine Arbeit belohnt.

Was war die schlimmste Verletzung die du je hattest?
Vor 2 Jahren hatte ich einen Kreuzband- und Meniskusriss. Mit der Verletzung bin ich aber zwei oder drei Monate weitergefahren, bevor ich dann hier an den Bike Days sagen musste, nein, jetzt geht’s nicht mehr. Dann hab ich ein MRT machen lassen und konnte ein gutes halbes Jahr nicht mehr fahren. Danach dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis ich wieder die Sicherheit von früher hatte. Inzwischen hab ich die fast voll und ganz wieder, aber irgendwie wird man mit jeder Verletzung auch ein bisschen vorsichtiger und geht weniger Risiken bei den Sprüngen ein.

Hat dich deine Körpergrösse von 1,90M je beim Fahren beeinträchtigt?
Ich würde sagen es hatte bisher sogar nur Vorteile für mich. Mein grosses Vorbild ist der Schwede Martin Söderström, welcher 1,94M ist. Ausserdem finde ich, bei vielen Tricks bringe ich dadurch mehr Power und Schwung mit sowie einen schöneren Style, gerade bei No Hand Tricks durch meine langen Arme. Ehrlich gesagt denke ich darüber aber nicht viel nach.

Wie bekommst du Profi Sport und Studium (Europa Studium) unter einen Hut?
(lacht). Ganz gut. Man muss halt Prioritäten setzen; was bei mir ehrlich gesagt das Radfahren ist. Es läuft schliesslich echt gut und so jung komm ich bestimmt nicht mehr um die Welt. Beim Reisen lernt man meiner Meinung nach mehr, als wenn man in der Uni sitzt. Ich bemühe mich aber so viele Prüfungen wie möglich mitzuschreiben und mindestens einmal pro Woche in der Uni zu sein. Ich teils mir aber auch gut ein und lern dann einfach vor oder nach den Contests. Das Europa Studium hat ein sehr wirtschaftliches Profil, dafür braucht man einen gesunden Menschenverstand und Know-how, was man sich auch wenn man auf den Events unterwegs ist aneignen kann. Würde ich jetzt Jura oder Medizin studieren müsste ich definitiv öfter zur Uni gehen.

Du kannst das Studium also problemlos beenden?
Ja genau. Mir ist ehrlich gesagt auch egal, wenn’s jetzt ein Jahr länger dauern würde. Ich bin ja erst 20 Jahre alt und jetzt im 4. von 6 Semestern. Eventuell mach ich danach noch den Master.

Wie häufig bist du noch zu Hause?
Ich hab ja eine Freundin. Sie wohnt zwar bei mir in der Nähe aber ich bin trotzdem oft bei ihr und nicht bei meinen Eltern. Ich bin vielleicht 1-2 Mal pro Woche zu Hause. Ich versuch auch so oft wie möglich zu Hause zu essen. Man sollte nicht vergessen wo man herkommt und ich habe einen sehr guten Draht zu meiner Familie. Wenn ich unterwegs bin rufe ich auch oft an.

Wo siehst du dich in 5-10 Jahren?
Auf jeden Fall noch auf dem Fahrrad. In 5 Jahren sicherlich auch noch als Profi an der Weltspitze. Zurzeit bin ich auf dem Sprung zur Diamond League der FMB World Tour (Platz 24 auf der Weltrangliste, die besten 20 sind in der Diamond League). In 10 Jahren könnte ich mir gut vorstellen mehr Katalog Shootings zu machen, beispielsweise für Enduro oder Downhill Kataloge. Natürlich auch noch ein paar krasse Flip Tricks oder Flip Combos. Ich denke aber, bis dahin wird das Niveau so hoch sein, dass ich nicht mehr ganz oben mitfahren werden kann. Sicher ist, dass ich in der Bike Industrie bleiben will, sei es als Fahrer, Teammanager oder etwas in dieser Richtung. Vielleicht sogar eine eigene Marke etablieren.

Das heisst, du möchtest den Sport und die Szene aktiv mitgestalten?
Genau. Ich hab mir auch schon überlegt, etwas wie den Skills Park in Winterthur bei uns in Deutschland zu eröffnen. Das benötigt aber einiges an Planung und Kapital. Ein solcher Ort ist perfekt, um Einsteigern die Möglichkeit zu bieten mit dem Sport anzufangen aber auch Profis ihre Tricks zu lernen. Der Skills Park bietet aber ein ganzes Spektrum für aktive Menschen, nicht nur für Fahrradfahrer, das ist natürlich toll.

Also keine Zukunftspläne, die nichts mit Fahrradfahren zu tun haben?
Nee. Zurzeit sicher nicht.

Herzlichen Dank Lukas für die Zeit und deine Offenheit. Wir wünschen dir viel Erfolg bei Studium und Karriere.

 

 

Steckbrief
Name: Lukas Knopf
Alter: 20 Jahre
Herkunft: Leukersdorf, Deutschland
Wohnort: Leukersdorf, Deutschland
Beruf: Profi MTB Fahrer
Sponsoren: ROSE BIKES, KMC, UVEX, Kenda, Kore Components, Novatec, Local Outerwear, Trickstuff, Powerbar

Karriere:
2017: 4. Bike Days Solothurn (SUI)
2017: 6. Swatch Rocket Air Thun (SUI)
2016: 9. Colorado Freeride Fest (USA)
2016: 9. FISE Edmonton (CAN) & FISE Montpellier (FRA)
2014: 9th Hall of Dirt (GER)
2013: 11th SKS Slopestyle Winterberg (GER)
2013: Best Combo Winner TSG Cash for Tricks (360 Tailwhip to Barspin) (GER)

2012: 8th SKS Slopestyle Winterberg iXS Dirtmasters Festival (GER)
2012: 6th Treeline Dreck Attack (GER)
2012: Best Trick Winner Treeline Dreck Attack (GER)

Mehr Informationen zu Lukas Knopf unter:
www.instagram.com/lukasknopf
www.youtube.com/user/LukanatorVidS